Unterschied zwischen Coaching und Supervision
Die Modalitäten und Settings sind sich in Coaching und Supervision ähnlich, die Beratungskonzepte werden in beiden Formen der beruflichen Reflexion angewandt, die Methoden sind auch ähnlich bzw. gleich. Wo ist also der Unterschied?
Eine einfache Unterscheidung gibt es nach den ursprünglichen Zielgruppen
Supervision wurde ursprünglich von Menschen in Anspruch genommen, die wiederum mit Menschen arbeiten wie z.B. Therapeut:innen, Sozialarbeiter:innen usw.
Coaching ist in der Wirtschaft verwurzelt und wurde als Beratungskonzept im Management- und Führungsbereich angewendet.
Da sich beide Beratungskonzepte weiterentwickelt haben, ist die Eingrenzung auf bestimmte Zielgruppen in der Praxis nicht mehr vorhanden.
Coaching wird in der Praxis mehr als Beratung für Manager und Führungskräfte angesehen und Supervision als Beratung für Berater:innen. (Christopher Rauen)
Eine zweite Art der Unterscheidung ist in den Zielsetzung zu finden
Supervision hat den Schwerpunkt der Identitätsbildung der Supervisanden und ist vom Ansatz mehr in der Tiefenpsychologie angesiedelt. Die Prozesse sind eher reflexiv gestaltet und von längerer Dauer, oft sogar fest in den beruflichen Alltag implementiert. Coaching hat den Schwerpunkt der Verhaltensänderung der Coachees und ist vom Ansatz her mehr in der gegenwärtigen Situation des Klienten angesiedelt. Das Arbeiten ist stark handlungsorientiert, die Prozesse sind eher von kürzerer Dauer.
Eine dritte Art der Unterscheidung ergibt sich aus der Betrachtung der Inhalte und Themen
Auf den ersten Blick geht es in Coaching und Supervision oft um die gleichen Themen und Inhalte. Eine Führungskraft, die Coaching in Anspruch nimmt, kann dieselbe Art von Konflikt mit einem Vorgesetzen im Coaching zum Thema machen, wie Sozialarbeitende einer städtischen Jugendeinrichtung den Streit mit einem Vorgesetzten in einer regelmäßigen Supervision. Bei der Lösung gehen Coach und der Supervisor:in zunächst auf dem gleichen Weg. Aber dann biegt der/die Coach in Richtung der Handlungs- und Lösungsorientierung ab und der/die Supervisor:in geht in Richtung der dauerhaften Entwicklung und Veränderung weiter.
Zu weiteren Unterscheidung zwischen Coaching und Supervision hilft folgende Gegenüberstellung:
Der Blick von Außen…
Themen / Inhalte | Coaching | Supervision |
Dauer (Kontrakt) | Kürzer, (oft auch nur punktuell) weil es lösungsorientiert ist | Länger, weil sie entwicklungs-orientiert ist |
Reflexion | Reduzierter, auf das einzelne Problem und seine Lösung |
Umfassender, die Komplexität einer Situation betrachtend |
Atmosphäre in der Beratung | Findend, ergebnisorientiert |
Suchend, auf Reflexion ausgerichtet |
Sichtweise | Fokussiert, auf Verhaltensoptionen |
Umfassend, den Horizont erweiternd |
Zielsetzung | Kurzfristig, Lösung von Problemen |
Langfristig, berufliche Entwicklung |
Beziehung | Coach – Coachee Interaktiv leitend |
Supervisor – Supervisand Interaktiv begleitend |
Absichten | Bewältigung von Aufgaben und Befriedigung von Bedürfnissen | Berufliche Entwicklung und Verbesserung |
Der Blick nach Innen… (persönliche Dimension)
Themen / Inhalte | Coaching | Supervision |
Der Blick für das Unbewusste | Der Coach führt den Coachee zur Rollenklarheit | Der Supervisor führt den Supervisanden in einen Prozess der Identitätsbildung |
Entwicklung der Beziehungsgestaltung | Ist für den Coachee auf die Problemlösung in einer speziellen Arbeitsbeziehung orientiert | Entwickelt mit dem Supervisanden generelle Modelle zur Beziehungsgestaltung |
Die Bewusstheit für die Situationen | Verschafft dem Coachee einen Blick für Verhaltensabläufe und Systemwirkungen | Erörtert mit dem Supervisanden die hinter dem Verhalten liegende Psychodynamik |
Das Ziel der inneren Veränderung | Ist die Verhaltensänderung in einzelnen Bereichen des beruflichen Handelns und Verhaltens | Ist die Veränderung der Grundhaltungen und Einstellungen des Supervisanden |
Die Art der Interventionen | Richtet sich am Verhalten und an den möglichen Handlungsoptionen des Coachees aus. | Richtet sich an den grundlegenden auch intrapersonellen Bedürfnissen des Supervisanden aus |
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